In der heutigen Arbeitswelt ist emotionale Intelligenz ein unschätzbarer Wert. Nehmen wir zum Beispiel die Situation in einem Büro: Ein Team arbeitet eng zusammen, doch plötzlich entstehen Konflikte. Ein Mitarbeiter fühlt sich von einem Kollegen übergangen, ein anderer ist frustriert über einen unklaren Kommunikationsstil seines Vorgesetzten. Diese Spannungen beeinträchtigen nicht nur das Arbeitsklima und die Produktivität, sondern können auch zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen.

So haben Studien* gezeigt, dass Konflikte am Arbeitsplatz die Volkswirtschaft mit Summen von über 40 Milliarden Euro belasten. Allein durch Mobbing entstehen jährlich Kosten von geschätzten 2,3 Milliarden Euro durch Fehltage. In Betrieben bis zu 100 Mitarbeitern entstehen jährliche Konfliktkosten von 100.000 bis 500.000 Euro. Und nicht nur das: Etwa ein Drittel der Mitarbeiter kündigt den Job aufgrund schlechter Führung. Bei näherer Analyse sind häufig Defizite im Umgang mit Emotionen die Wurzel all dieser Probleme. 

Im Gegensatz dazu zeigen Forschungsergebnisse** aber auch: Je höher die emotionale Intelligenz eines Einzelnen ist, desto besser wird seine Leistung am Arbeitsplatz von anderen beurteilt. Personen mit höherer emotionaler Intelligenz verdienen jährlich etwa 29.000 US-Dollar mehr und erreichen häufiger höhere berufliche Positionen. Auch zeigte sich, dass sich die emotionale Kompetenz einer Person am Arbeitsplatz als doppelt so wichtig für den Geschäftserfolg erwies als die rein intellektuelle Leistungsfähigkeit.

Die emotionale Kompetenz umfasst drei wichtige Fähigkeiten: Emotionswahrnehmung, Verständnis von Emotionen und Emotionsregulierung.

• Emotionswahrnehmung bedeutet, die Gefühle anderer richtig zu erkennen, sei es durch Gesichtsausdrücke, Stimmen oder Körperhaltung, zum Beispiel ob sich jemand traurig fühlt, ob er frustriert ist oder gleich aggressiv wird.
• Das Verstehen von Emotionen beinhaltet die Fähigkeit, die Feinheiten verschiedener Gefühle zu benennen und zu verstehen,
  wodurch diese ausgelöst werden und wie Menschen darauf reagieren. Also, warum ist jemand beispielsweise gekränkt, wie reagiert eine Person, die sich gekränkt fühlt, auf ihre Mitmenschen und welche Folgen kann dies für die Zusammenarbeit haben.
• Die Emotionsregulierung betrifft die Kontrolle sowohl fremder als auch eigener Gefühle, um positive Interaktionen zu fördern, beispielsweise indem man für eine gute, motivierende Stimmung im Team sorgt und auch um angemessen auf kritische Situationen zu reagieren, beispielsweise indem man sich selbst dazu bringt, in Konflikt-Situationen ruhig und besonnen zu bleiben statt sich zu unbedachten Reaktionen hinreissen zu lassen.

Während die Bedeutung emotionaler Kompetenzen im Berufsleben zunehmend erkannt wird, fällt auf, dass das deutsche Schulsystem diesen Fähigkeiten bislang relativ wenig Beachtung schenkt. Eine aktuelle Studie der Freien Universität Berlin*** zeigt, dass in den Lehrplänen nur wenig Wert auf die Stärkung dieser Fähigkeiten gelegt wird. So tauchte in 42% der Lehrpläne das Thema „Emotionale Kompetenz“ gar nicht auf, in den übrigen eher peripher. Und in weniger als 5% der Lehrpläne zu diesem Thema geht es überhaupt um die überaus wichtige Fähigkeit der Emotionsregulierung. Im Klartext bedeutet das: Schülerinnen und Schüler werden nicht ausreichend auf den angemessenen Umgang mit eigenen und fremden Emotionen vorbereitet.

Doch es gibt Lösungsansätze. Moderne Unternehmen erkennen die Bedeutung emotionaler Kompetenzen und setzen vermehrt auf Mentaltraining, um ihre Mitarbeiter in diesem Bereich zu stärken. Durch gezielte interne Trainings- und Coachingangebote aus dem Modernen Mentaltraining können Führungskräfte und Mitarbeiter lernen, ihre emotionale Intelligenz zu verbessern und so die Arbeitsatmosphäre zu optimieren sowie die Mitarbeiterbindung zu stärken.

Es ist an der Zeit, dass nicht nur Unternehmen, sondern auch das Bildungssystem die Bedeutung emotionaler Kompetenzen erkennen und ihnen den Stellenwert einräumen, den sie verdienen. Letztendlich profitieren nicht nur die Einzelpersonen davon, sondern auch die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft.

Quellen: 

* Studienergebnisse erwähnt im Beitrag "Konflikte kosten Geld" von Thomas Huber auf www.betriebsrat.de 
** Forschungsergebnisse erwähnt im Beitrag "Warum ist emotionale Intelligenz im Beruf wichtig?" von Mildred Candelario auf www.prebly.com
*** Julius Grund, Jorrit Holst: Emotional competence: the missing piece in school curricula? A systmatic analysis in the German education system. International Journal of Educational Research Open, 2023